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Pressebericht zum Treffpunkt Initiative "Tiny-Haus-Siedlungen"

Aktualisiert: 9. Juli 2020


Es war nach 22 Uhr, als die letzten Teilnehmer der ersten öffentlichen Veranstaltung der Initiative Traunstein nach dem Lockdown das B1in Traunstein verließen. Eine interessante, launige und sehr informative Diskussionsrunde über das Thema Tiny-Houses war zu ende gegangen. Danke an Thomas Fernsebner vom B1 für die wiederholte Einladung und Gastfreundschaft, an Tassilo Heller für die Initialzündung und alle Anwesenden für die angeregte und konstruktive Diskussion.


 

Angefangen hat alles als der Neu-Traunsteiner Tassilo Heller im Herbst des vergangenen Jahres vergeblich versucht hat, in Traunstein Wohnraum zu finden, der zu seinen Ansprüchen und Möglichkeiten passt. Die da wären: “Kein 200 qm Haus, keine 1000 qm Grundstück, keine Doppelgarage, kein Pool und keinen Hobbykeller. Was ich mir wünsche, ist ein Grundstück auf dem ich Gemüse anbaue, ein bis zwei Obstbäume pflanze, meinen Biomüll selbst kompostiere und mich zu einem gewissen Grad selbst versorge. An mein Haus stelle ich sehr minimalistische, aber ökologisch und ökonomisch durchdachte Ansprüche: Kein Keller, unter 100 m2 Wohnfläche, Holzbauweise, natürliche und recyclebare Dämm- und Baustoffe und eine Energieversorgung aus erneuerbaren Energien. Kurz zusammengefasst: Ein möglichst geringer CO2- Fußabdruck.”

Gleichzeitig wurde ihm von einem unabhängigen Finanzberater bestätigt, dass trotz seines nicht geringen Gehaltes der Erwerb / Bau eines Hauses im Chiemgau realistischer Weise für ihn in seinem Leben kaum stemmbar sein dürfte.”

Eine umgehend durchgeführte Analyse im Bekanntenkreis hat ergeben, dass er weder mit seinen Wünschen, noch mit den Vorstellungen alleine ist.


 

Nun ist Tassilo Heller nach eigenen Angaben kein Mensch, der sich ein Schild malt und auf die Straße geht, sondern er bemüht sich viel lieber konstruktiv um Lösungen und sucht den Dialog. Also hat er auf wenigen Seiten beschrieben wieso Tiny-Houses durchaus ein Konzept für Traunstein wäre und warum er damit nicht allein ist. Anschließend hat er das Ergebnis an alle Stadträte, Bürgermeister, Bauamt und weitere offizielle Stellen mit der Bitte um Unterstützung verschickt. Rückmeldungen kamen zwar positiv, aufgegriffen wurde das Thema aber bis jetzt nur von der Initiative Traunstein.

Seiner Ansicht nach passen Tiny-Häuser perfekt zur aktuellen Lage im Chiemgau und hier speziell Traunstein. Die Wohnungsnot wächst, weil bezahlbarer Wohnraum und Baugrund kaum bzw. nicht vorhanden sind. Gleichzeitig versuchen viele Menschen ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, nachhaltiger zu leben und sich möglichst selbst zu einem gewissen Teil mit Lebensmitteln und Energie zu versorgen. Letzteres klappt in einer Mietwohnung nicht, aber durch die geschwächte Mittelschicht fehlt vielen die monetäre Power für ein Eigenheim.

Tiny Houses würden hier die Lücke füllen. Auf wenig Raum, der individuell gestaltet, intelligent genutzt und günstig gebaut wird kann gewohnt, gelebt, gearbeitet, gezüchtet, angebaut und erzeugt werden. Dabei sind der Fantasie der Bauherren kaum Grenzen gesetzt. Von umgebauten Zirkuswägen und Schiffscontainern, über transportable und einfach erweiterbare Modulkonzepte bis hin zu individuellen Designerstücken wurde alles bereits gemacht. Der Baugrund dafür sollte idealerweise nicht traditionell gekauft, sondern modern per Erbbaurecht auf 33, 66 oder 99 Jahre mit der Option zur Verlängerung geleast werden, um hohe Initialkosten zu vermeiden. Modern ist, wer least und mietet und Erfolg hat, wer wiederkehrenden Umsatz generiert. Apple, Adobe, Microsoft, Netflix und co machen es vor. Wir bezahlen monatlich unseren Beitrag und sehen, hören und nutzen nach Belieben.


 

Nach Tassilo Hellers Ausführungen startete bereits die Diskussion und es wurde deutlich, dass sich unter den Gästen regelrechte Tiny House Profis befanden. Vertreter des Vereins ‘Einfach gemeinsam leben e.V.’ berichteten  und diskutierten im weiteren Verlauf der Veranstaltung ihre Erfahrungen aus momentan in der weiteren Region geplanten und in der Vergangenheit andernorts umgesetzten Tiny House Siedlungen. Allen diesen Projekten gemein ist, dass es ein Zentralgebäude mit gemeinsam genutzten Einrichtungen wie Waschraum, Werkstatt, Hobbyraum, Regioladen usw. gibt, um das herum sich die Tiny Häuser gruppieren. Die Tiny Houses werden auch nicht alle einzeln an das Versorgungsnetz angeschlossen, sondern vom Zentralgebäude mit Strom, Wasser, Heizung versorgt. Sie sind quasi ‘Zimmer’ des Zentralgebäudes. Oftmals ist aus baurechtlichen und auch kostentechnischen Gründen eine andere Umsetzung nicht möglich.

Hier schaltete sich Tassilo Heller wieder ein und stellte klar, dass es nicht seine Vorstellung ist, Tiny Houses von anderer Wohnbebauung zu isolieren und Monokultursiedlungen zu schaffen. Vielmehr würde er sich wünschen, dass bei neu auszuweisenden Baugebieten Bebauungspläne so angepasst werden, dass Tiny Houses überhaupt möglich und umsetzbar sind. Explizit wären das kleine Parzellen ab 200qm, keine Vorschriften über Dachtypen, -farben, Keller, sonstige das Aussehen und die Form der Bebauung oder Bepflanzung betreffende Regeln, um der Individualität möglichst wenig Grenzen zu setzen. Der Großteil der Gruppe war ebenfalls dieser Ansicht. 

Des weiteren gab es Konsens darüber, dass insbesondere bei Tiny Houses in erster Linie Traunsteiner zum Zuge kommen sollten, um dem größten Problem Traunsteins, dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum, begegnen zu können.


 

Als Fazit lässt sich festhalten, dass Tiny-Houses Traunstein durchaus gut zu Gesicht stehen würden. Die Umsetzung von wie auch immer gearteten flexiblen Wohnkonzepten würde die doch tüchtig angestaubte Aura Traunsteins deutlich aufwerten und ihr etwas modernes Flair verleihen. Im Hinblick auf den zukünftigen Status als Hochschulstadt mit Handwerkscampus sollten die ohne Zweifel notwendigen Vorarbeiten politischer und verwaltungstechnischer Art schnellstmöglich angegangen werden. Für ein lebendiges und buntes Traunstein!





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